Filmempfehlung : Das Labyrinth der Wörter

Filmempfehlung : Das Labyrinth der Wörter

Eine wunderbare Liebesgeschichte – wenn man denn bereit ist, Liebe als unbedingtes Akzeptieren eines Menschen zu definieren.
Ein charmanter Film aus Frankreich (mit Gérard Depardieu). Germain, ein 46-jähriger, recht einfacher Mann, ist nahezu Analphabet. Seine Leidenschaft, im Park die Tauben zu füttern, lässt ihn auf Margueritte treffen, eine sehr belesene alte Dame. Ein zarter, respektvoller Kontakt bahnt sich zwischen ihnen an, und sie beginnt, ihm bei ihren Begegnungen im Park vorzulesen. Zwanglos eingestreute kokette Momente verleihen ihren Begegnungen eine Art unschuldigen Zauber, so, wenn Margueritte mit zartem Lächeln bemerkt, sie erzählten sich ja Dinge fast so, als hätten sie eine Verabredung miteinander. Oder wenn Germain zu ihr sagt, sie habe früher bestimmt vielen Männern den Kopf verdreht. Doch dann erblindet Margueritte. Da unternimmt Germain es in einem heroischen Akt der Selbstüberwindung, das Lesen neu zu lernen, nur um ihr vorlesen zu können.
Die wunderbare Schlussszene – da Germain sie wie in einem Streich aus dem ärmlichen Altersheim herausholt, in das ihr Neffe sie gesteckt hat – gleicht dem Happy-End in einem Liebesfilm. „In Liebesgeschichten gibt es nicht immer nur Liebe“, sagt der Erzähler im Film hierzu. „Manchmal gibt es nicht einmal ein ‚Ich liebe dich‘ und doch liebt man sich.“