Arztbesuch: Mit einem kleinen Übel hinein, mit fünf größeren wieder heraus?

Arztbesuch: Mit einem kleinen Übel hinein, mit fünf größeren wieder heraus?

Diese Frage gilt für so manchen Arztbesuch, besonders dann, wenn Sie zu den Menschen gehören, die den Arzt nicht so oft aufsuchen. Dann nämlich kann es passieren, dass der Arzt, zu dem Sie vielleicht nur wegen eines verletzten Fingers gekommen sind, alle möglichen anderen Krankheiten vermutet, die Sie haben könnten: Man misst bei Ihnen einen höheren Blutdruck – den haben Sie doch bestimmt immer und haben nur bislang nicht darauf geachtet! Sie nehmen keine Medikamente? Aber Sie sind doch schon über 60, da brauchen doch die meisten Menschen Medikamente, da muss bei Ihnen irgendetwas nicht stimmen, das sollte man untersuchen. Haben Sie nicht vielleicht doch Diabetes und haben es nur nie checken lassen? Und so weiter und so fort.

Wir leben in einer „over medicalized world“, wie die Harvard-Professorin Ellen Lange in ihrem Buch „Die Uhr zurückdrehen“ schrieb: Alles wird zum medizinischen Problem. Und wo keines ist, erschafft man eines.
In diese Kerbe schlägt auch der Autor von „Der betrogene Patient“, Dr. med. Gerd Reuther (siehe auch unter „Weiterführendes“): Krankheiten werden schlicht auch dadurch „geschaffen“, dass Richtzahlen für Laborwerte herauf- oder herabgesetzt werden. Das hat zur Folge, dass heute jemand als krank gilt, der mit den gleichen Werten gestern noch gesund war.

Über dahinterstehende Verflechtungen mit der Pharmaindustrie wollen wir hier nicht reden, lassen Sie uns nur ansehen, was das alles mit Ihrem Authentisch sein zu tun hat. Im Grunde sehr viel.
Authentisch sein bedeutet: man selbst sein – und dazu stehen.

Wenn Sie anders denken als der Durchschnitt, sind Sie immer wieder gefordert, zu sich selbst zu stehen.
Das erfordert oft genug auch die Courage, dies – gegen zum Teil erhebliche Widerstände – zu äußern.