Buchempfehlung : Der betrogene Patient

Buchempfehlung : Der betrogene Patient

„Der betrogene Patient“ von Dr. med. Gerd Reuther – ein absolut lesenswertes Buch für jeden, der „gesund sein und bleiben“ in erster Linie als eigene Verantwortung ansieht und der dies gern wissenschaftlich belegt haben möchte (vielleicht auch, um Argumente für so manch eine Diskussion in petto zu haben).

Menschen, die ihrem eigenen Körperempfinden vertrauen, gekoppelt mit dem Glauben an die eigene innewohnende Heilkraft, werden von wissenschaftsgläubigen Kritikern in die Schublade der von ihnen als dubios angesehenen „alternativen Medizin“ gesteckt. Ein Argument, das federführend gegen alles Alternative vorgebracht wird, ist, dass die Heilerfolge alternativer Medizin – im Gegensatz zur Schulmedizin – „nicht wissenschaftlich belegt“ seien. Dr. Gerd Reuther ist kein vehementer Verfechter alternativer Medizin, er ist ein ganz normaler Arzt, der sich ein gesundes Empfinden für „Menschsein“ bewahrt hat und der sehr genau und kritisch hinsieht, wenn es um „medizinische Behandlungen“ geht. Paracelsus, so schreibt er, habe Gestirne, Geister und Gott als Krankheitsursachen angesehen und wir schüttelten heute den Kopf darüber. Doch letztlich könnten auch wir heute nur von erschreckend wenigen Krankheitsbildern eindeutig die Ursachen klären, obwohl 99% aller Forscher und Wissenschaftler der Menschheit in unserer Zeit lebten.

Akribisch jedes Argument belegend, hebelt er das Stereotyp aus, dass wir es nur der Medizin zu verdanken hätten, dass wir immer älter werden. In seinem umfassend belegten Buch, das auch über die Grenzen blickt und uns mit den Nachbarländern vergleicht, zeigt er auf, wie sehr die scheinbar „objektive“ Wissenschaft von der Pharmaindustrie beherrscht wird, wie viele Operationen nicht nachweislich indiziert sind und dass die Wirksamkeit von Therapieformen bei Weitem nicht so wissenschaftlich fundiert ist, wie vorgegeben wird. Viele Behandlungen seien nicht notwendig, so schreibt er, doch sei Selbstheilung des Körpers gar selten im Blickfeld von Ärzten. Er belegt, Satz für Satz, wie Medikation Menschen oft eher krankmacht als gesund, und zeigt auf, wie Demenzen die Folge einer überhöhten Medikamenteneinnahme sein können, die gerade ältere Menschen in Pflegeheimen verordnet wird. Erschreckend auch die Statistiken, die er vorlegt: Von 400.000 Todesfällen in deutschen Krankenhäusern seien, nach qualifizierten internationalen Studien, mindestens 40% auf medizinische Maßnahmen zurückzuführen.

Reuther geht aber auch mit den Patienten ins Gericht, denn viele Menschen, so schreibt er, trauten leider einem Arzt nicht, der auf Selbstheilung setzt und zum Abwarten rät.